TR10-Wert

Bedeutung und Prüfung

Die mechanischen und elastischen Eigenschaften von Elastomeren ändern sich mit der Temperatur. Abhängig vom Elastomertyp und der Rezeptur wird bei sinkenden Temperaturen früher oder später ein Punkt erreicht, an dem das Material spröde und hart wird, also komplett gefroren ist.

Der TR10-Wert (Temperature Retraction) beschreibt das Rückstellvermögen von Elastomeren in Kälte. Er kennzeichnet die Temperatur, bei der sich eine eingefrorene, gedehnte Elastomerprobe um 10% zurückverformt hat.

Bedeutung für die Anwendungstechnik

Damit ist der TR10-Wert aus anwendungstechnischer Sicht einer der aussagekräftigsten Kennwerte für das mechanische Verhalten von Elastomeren in Kälte.
Dieser Kälterichtwert erlaubt die Bewertung des Dichtvermögens von Dichtungen bei tiefen Temperaturen und stellt eine eher konservative Tieftemperaturgrenze dar.

Erfahrungsgemäß erfüllen Dichtungen, die dynamisch belastet oder mit Druck beaufschlagt sind, bis zum TR10-Wert ihre Dichtfunktion. Bei statischem Einsatz und Umgebungsdruck bleiben sie, je nach Werkstoff, sogar noch bis zu Temperaturen von 10-15 °C unterhalb ihres TR10-Wertes technisch dicht.

Die TR10-Prüfung

In den Normen ISO 2921 und ASTM D 1329 ist die Prüfung des TR10-Wertes an Elastomeren beschrieben.

Für die Untersuchung wird eine Elastomerprobe entweder um 25% oder 50%, gedehnt und im gedehnten Zustand eingefroren. Die gefrorene, entlastete Probe taut im Anschluss unter definierten Bedingungen auf. Während des Auftauens wird der Rückstellweg in Abhängigkeit der Temperatur erfasst und die Temperatur ermittelt, bei der sich die Probe um 10% zurückverformt hat. Diese Temperatur wird als TR10-Wert bezeichnet.

Der TR10-Wert wird in der Regel an Normprobekörpern ermittelt, kann jedoch auch direkt an O-Ringen mit Schnurstärken bis zu 3,53 mm und mit einem Innendurchmesser von mindestens ca. 15 mm gemessen werden.