Druckverformungsrest (DVR) bei tiefen Temperaturen

Bedeutung und Prüfung

Der DVR bei tiefen Temperaturen ist für Dichtungswerkstoffe die Nagelprobe schlichtweg. Was bleibt in der Kälte noch übrig vom Rückstellvermögen des Werkstoffes?

Bei tiefen Temperaturen verlieren Gummiwerkstoffe kontinuierlich ihre Elastizität und werden in ihrer Rückstellgeschwindigkeit deutlich langsamer.

Dies führt dazu, dass sie nur noch im begrenzten Maße zurückstellen und Spaltmaße überbrücken können.

Die Ermittlung des Druckverformungsrestes bei tiefen Temperaturen gibt Aufschluss über das Verhalten der Werkstoffe bei Abkühlung und den Erhalt ihrer Gummielastizität.

Bedeutung für die Anwendungstechnik

Nicht nur für Dichtungen, sondern für alle Bauteile, deren Funktion von der Elastizität des Werkstoffes abhängt, ist der Druckverformungsrest bei tiefen Temperaturen ein verlässliches Maß dafür, wie gut sich ein Elastomerwerkstoff für den Tieftemperatureinsatz eignet.

Für typische statische O-Ring Anwendungen kann man davon ausgehen, dass O-Ringe erst oberhalb von einem Druckverformungsrestwert von 90 bis 100% undicht werden. In manchen Normen (DIN EN 549) wird das Funktionskriterium allerdings wesentlich schärfer definiert.

Die DVR-Prüfung bei tiefen Temperaturen

Prüfverfahren für die Ermittlung des Druckverformungsrestes bei niedrigen Temperaturen sind in (DIN) ISO 815-2 beschrieben.
Grundsätzlich erfolgt die Prüfung ähnlich eines DVR Tests bei Umgebungs- oder erhöhter Temperatur. Mit dem Unterschied, dass die belastete Probe nicht erwärmt, sondern abgekühlt wird und die Entspannungszeit vor dem Messen länger ist.

Da, bedingt durch die tiefen Temperaturen, das Rückstellen der Probe viel langsamer als bei hohen Temperaturen erfolgt, ist die Rückstellung nach 30 Minuten möglicherweise noch nicht abgeschlossen. Daher sieht die Norm DIN ISO 815-2 bzw. ISO 815-2 auch eine Methode mit Messungen bis zu 2 Stunden nach der Entspannung vor.